Mögliche Ursachen von Blutungen
Blutungen sind bei Eingriffen an der Mukosa oder am Kieferknochen völlig normal und bedürfen keiner zusätzlichen Maßnahmen. Die allermeisten Blutungen sind nach kurzer Zeit ohne zusätzliche Maßnahmen beendet. Sollte es jedoch zu übermäßigen Blutungen kommen, sind Ruhe und Umsicht die wichtigsten Punkte. Die Ursache bestimmt die erforderlichen Maßnahmen.
Folgende Ursachen sind möglich
intraoperativ
- Schleimhautblutungen durch Verletzung von Gefäßen der Mukosa
Therapie: Verödung, Unterbindung, Schleimhaut-Nähte - Blutungen aus dem Knochen
Therapie: Verbolzung mit einem stumpfen Instrument; Knochenwachs kann zu Fremdkörpergranulomen führen. - Blutungen aus dem Gefäß-Nervenstrang
Therapie: Häufig versiegen solche Blutungen nach einigen Minuten. Vorsichtige Blutstillung durch Verödung (cave Nervschädigung), Vorsichtige Tamponade der Cavität.
postoperativ tritt meistens 2–3 Stunden nach dem Eingriff auf, da das Vasokonstringens des Lokalanästhetikums seine Wirkung verliert. Nachts kann es ebenfalls zu Nachblutungen kommen, da der Druck im Kopf durch die liegende Position ansteigt.
Therapie: mechanische Kompression mit Tupfern. Ansonsten Eröffnung der Wunde, Suche nach einer konkreten Blutungsquelle und ggf. gezielte Blutstillung. Sollte sich keine konkrete Ursache zeigen und eine diffuse Blutung vorliegen, ist ein Austamponieren der Cavität und anschließende Übernähung sinnvoll. Die Tamponade kann normalerweise nach 3 Tagen entfernt werden.
- Blutverdünner (Cumarine, Acetylsalicylsäure, Heparin),
- andere Medikamente (RR-Med)
Empfehlung: genaue klinische und medikamentöse Anamnese, um die Blutungsparameter präoperativ zu optimieren! Die meisten Patienten können ihre individuelle Blutungsneigung recht gut einschätzen. In Kombination mit den tatsächlichen Gerinnungsparametern lässt sich das Blutungsrisiko gut beurteilen.
Cumarin-Präparate:
Der Quick-Wert sollte über 30 % liegen, INR unter 2,0. Intra- und postoperativ sollten alle Maßnahmen zur sorgfältigen Blutstillung ergriffen werden. Sollte die Blutung postoperativ nicht sistieren, kann mit Vitamin K therapiert werden. Die Wirkung des Vitamin K tritt allerdings erst mit einer großen zeitlichen Verzögerung ein (3 bis 5 Tage).
ASS:
Die Wirkung dieser Präparate hält 7 bis 11 Tage an, da die Regeneration der Thrombozyten 7 bis 11 Tage dauert! Häufig ist die Blutungsneigung trotz des ASS nicht übermäßig, sodass mit atraumatischer OP-Technik und sorgfältiger Hämostase ein unkomplizierter Verlauf erreicht werden kann.
- Faktorenmangel
- genetische Defekte
Da die Entfernung der Weisheitszähne für viele junge Menschen der erste chirurgische Eingriff ist, kann in diesem Zusammenhang ein bis dato unentdeckter Gerinnungsdefekt zum Problem werden. Die Fragen nach familiären Erkrankungen sind immer hilfreich. Bei bekannten Gerinnungsdefekten ist eine Rücksprache mit dem behandelnden Hämatologen anzuraten.